Rückt das AfD-Verbot näher?

Die große Ablenkungs-Debatte – Ein Skandal

Ein Kommentar von Herrn Dieter Stein. JF-Chefredakteur.

Liebe Leser,

es ist kaum zu glauben: Immer mehr Politiker der Ampel, linke Journalisten – aber auch Vertreter von CDU und CSU fordern allen Ernstes ein Verbot der AfD. Sind diese Leute von allen guten Geistern verlassen?Auch beim jüngsten „Deutschlandtrend“ der ARD schnitt die AfD mit 21 Prozent anhaltend stark ab, klar zweitstärkste Kraft im Bund – der Union dicht auf den Fersen.Statt sich nüchtern und selbstkritisch mit den Motiven der Wähler auseinanderzusetzen, wollen immer mehr Politiker aber auch Journalisten mit der AfD unfair einen demokratischen Mitbewerber aus dem Spiel nehmen – um wieder unter sich zu sein und in Ruhe eine Politik voranzutreiben, die eben immer mehr Bürgern gegen den Strich geht. Nehmen Sie nur die  Kampfansage von SPD-Ko-Chefin Saskia Esken vor wenigen Tagen:

»Jeder, der überlegt, die AfD zu wählen, muss wissen: Die AfD ist eine im Kern rechtsradikale Partei, die über ein Netzwerk zu rechtsextremistischen Bewegungen in ganz Europa und bis nach Russland verfügt.

Ihr Ziel ist es, unsere Gesellschaft zu spalten und unsere Demokratie zerstören. Nach meiner Ansicht verfolgt sie damit verfassungsfeindliche Ziele und muss vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Und wenn sich der Verdacht bestätigt, dann muss diese Partei verboten werden.« SPD-Vorsitzende Saskia Esken gegenüber NTV, 5. August 2023

Alleine die Diskussion über ein AfD-Verbot soll dazu beitragen, die soziale Isolation und Ächtung einer unbequemen Oppositionskraft voranzutreiben. Statt diese offensichtlich undemokratischen und verfassungswidrigen Forderungen zurückzuweisen, beteiligen sich vermeintlich „bürgerliche“ Medien an dieser Debatte. So gerade eben der Berliner „Tagesspiegel“, dessen Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff ein Verbot der AfD fordert:

»Es wird Zeit, hohe Zeit: Soll die Demokratie wehrhaft sein gegen ihre Feinde, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 75. Jubiläum des Verfassungskonvents forderte, muß sie sich gegen die AfD wehren.

Dann müssen die Verfassungsorgane Bundesregierung, Bundestag oder Bundesrat – oder alle zusammen – ein Verbot dieser Partei anstreben. Jetzt. Endlich. Denn es ist offensichtlich, wo die Feinde sitzen.« Stephan-Andreas Casdorff im Tagesspiegel, 19. August 2023

Die Idee des Verbots von einzelnen Landesverbänden hatte ausgerechnet die einst bürgerlich-konservative FAZ ins Spiel gebracht. Die Politikredakteurin Marlene Grubert arbeitete im Leitartikel heraus:

»Angesichts der Unterschiede zwischen den Landesverbänden spricht viel dafür, die Schutzmechanismen der Demokratie föderal zu durchdenken – gleichlaufend zur Arbeit des Verfassungsschutzes.

Es gibt inzwischen ernst zu nehmende Stimmen wie den Bonner Staatsrechtler Klaus Ferdinand Gärditz, der sogar ein Verbot einzelner AfD-Landesverbände ins Spiel bringt. Ihm zufolge müsste nicht einmal das Grundgesetz geändert werden, eine Reform des Parteiengesetzes würde reichen.« Marlene Grubert in der FAZ, 7. August 2023

600 pixels wide image

Der aktuelle JF-Titel greift auf, wie sehr sich der Staat und seine Institutionen sich von links für einen „Kampf gegen Rechts“ einseitig einspannen läßt

Noch dreister schließt sich der „Spiegel“-Redakteur im Leitartikel seines Blattes dieser absurden Forderung an. Der arrogante Ton ist kaum zu überbieten und „Spiegel“-typisch:

»Man sollte deshalb einzelne Landesverbände oder andere Untergliederungen der AfD, die erkennbar verfassungsfeindlich sind, verbieten.

Ein Parteiverbot ist nämlich nicht nur auf Bundesebene möglich. Zwar richtet sich ein Verbotsantrag eigentlich gegen die gesamte Partei. Dem Bundesverfassungsgericht steht es aber frei, nur bestimmte Parteigliederungen zu verbieten. Das ist im Gesetz über das Bundesverfassungsgericht vorgesehen.

Ein Verbotsantrag könnte deshalb darauf zugeschnitten werden. Man müsste dafür keine Gesetze ändern.« Dietmar Hipp in „Der Spiegel“, 11. August 2023

Selbst der Verleger von „BILD“ und „Welt“ reiht sich halbherzig in diese Rufe ein, statt Kontra zu geben. Die blanke Hilflosigkeit spricht aus einem am Samstag veröffentlichten Leitartikel des Springer-Chefs Mathias Döpfner, der unter der Überschrift „Abstieg, Angst und AfD“ über die Gründe für die deutsche Misere und den Aufstieg einer mächtigen rechten Opposition nachdenkt. Immerhin arbeitet er das Versagen der etablierten Politik heraus, wenn er schreibt:

„Deutschland steigt ab, wirtschaftlich und auch sonst. Doch statt sich mehr anzustrengen, werden Probleme verharmlost, von Migration bis Energie – kein Wunder, dass die AfD Zulauf hat. Wenn sich das ändern soll, müssen nicht nur die Politiker besser werden. Sondern auch wir Journalisten.“

Um dann jedoch am Ende die Ächtung und ein mögliches Verbot der AfD ins Spiel zu bringen:

»Man muss es klar aussprechen: Ein ungebremster Aufstieg der AfD hat das Potenzial, Demokratie und Rechtsstaat in Deutschland erst zu unterminieren und schließlich zu zerstören.

Wie aber geht man mit einer solchen Partei um, die stärker ist als die meisten alten und neuen Volksparteien? Sie verbieten? Schwierig, aber möglicherweise die Ultima Ratio, wenn die Partei sich weiter radikalisiert. Derzeit ist es keine Option.

Sich mit ihr verbünden? Noch schwieriger. Daß die AfD eine demokratisch gewählte Partei ist und deshalb genauso wie alle anderen behandelt werden müsste, ist kein hinreichendes Argument. Demokratisch gewählt waren die Nationalsozialisten und Adolf Hitler bei der Machtübernahme 1933 auch.« Springer-CEO Mathias Döpfner in der WELT, 19. August 2023

In Wahrheit ist ein AfD-Verbot total unrealistisch – das wissen diejenigen eigentlich auch, die es herbeizureden versuchen. Alle relevanten Staatsrechtler halten ein AfD-Verbotsverfahren für Unsinn. Wie der Oldenburger Verfassungsrechtler Volker Boehme-Neßler der gegenüber dem MDR am 8. August die Forderung schlicht für „chancenlos“ erklärte, und feststellte, entsprechend Vorschläge seien „politisch unglaublich unklug“ und zeugten „von Verzweiflung“.

Völlig hilflos reagiert auch die bayerische CSU auf den Höhenflug der AfD, der bei der kommenden Landtagswahl im Oktober Ministerpräsident und CSU-Parteichef Söder in massive Bedrängnis bringt. Bei einer Rede auf dem Gillermoos-Volksfest verstieg sich Söder schon 2019 zur Erklärung, „Franz Josef Strauß hätte die AfD bis aufs Blut bekämpft und wir tun das auch.“ Angesichts permanenter tätlicher Angriffe auf AfD-Politiker ist dies skandalös. Söder entschuldigte sich nicht für seine Entgleisung, sondern wiederholte sie ein Jahr später bei einem Gespräch mit dem Journalisten Ulrich Wickert mit der Variation „Strauß hätte sie bis aufs Messer bekämpft“.

Der 1988 verstorbene legendäre CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß, der sich in Wahrheit im Grabe umdreht über den Linksdrall und ständigen Schlingerkurs seines Nachfolgers, muß nun herhalten, um die Ächtung der AfD zu betreiben. Die bayerischen Wähler werden sich jedoch fragen, wer näher am Erbe von Strauß ist …

600 pixels wide image

BILD-Bericht über die hilflose Plakatkampagne der Söder-CSU gegen die AfD im anlaufenden Landtagswahlkampf in Bayern: Strauß hätte ganz anders reagiert

In der aktuellen JF setzt sich der Ökonom Joachim Starbatty just mit einem häufig bemühten Diktum von Franz Josef Strauß und der damit begründeten „Brandmauer“ der Union zur AfD auseinander. Er schreibt:

„Angela Merkels Methode hat die AfD groß gemacht. Genau davor hat der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß gewarnt. Wenn Teile in der CDU sich bei der Tabuisierung der AfD auf den berühmt gewordenen Satz von Franz Josef Strauß – ’Rechts von der CDU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben‘ (9. August 1987) – berufen, so liegen sie falsch.“

Starbatty weiter: „Strauß wollte verhindern, daß eine erfolgreiche Partei rechts von der CDU entsteht; denn das hätte das politische Kräftespiel seiner Meinung nach dauerhaft zuungunsten von CDU/CSU verschoben. Darin war er sich mit Helmut Kohl vollkommen einig. Er hat die CDU geradezu beschworen, nicht ihre Stammwähler zu vergraulen. Die Annahme, auf national-konservative und national-liberale Wähler keine Rücksicht nehmen zu müssen, sei eine Fehlrechnung. Wie recht er hatte.“

600 pixels wide image

Ganz anderes Format als Leichtgewicht Markus Söder: Franz Josef Strauß im September 1979 beim CSU-Parteitag, rechts der damalige Generalsekretär Edmund Stoiber. Ein Jahr später trat Strauß als Kanzlerkandidat der CDU/CSU an – gegen seine Wahlkampfveranstaltungen zog die gesamte linksradikale Szene regelmäßig mit Gewaltaktionen zu Felde 

Joachim Starbatty geht schließlich der Frage nach: Was würde in der jetzigen Lage Franz Josef Strauß tatsächlich der CDU empfehlen angesichts einer desolaten Ampel-Regierung und einer stetig erstarkenden AfD?

Starbatty: „Es gibt eine klare bürgerliche Mehrheit für eine Politik, die Deutschland wieder Fuß fassen, am Berg vorankommen und nicht weiter abrutschen läßt. Von dem Feldgeschrei – ‘Vorsicht Gift, nicht anfassen, Unberührbare‘ – darf die CDU sich nicht irre machen lassen. Bei der Auseinandersetzung mit dem Programm der AfD wird sie feststellen, daß diese die Themen der Zukunft aufgreift: Migration, Staatsverschuldung, Haftungsverpflichtung in der Europäischen Währungsunion, inflationäre Entwertung von Sparguthaben und Realeinkommen, Zukunftsfestigkeit der Sozialsysteme, Deeskalation im Ukraine-Krieg und – nicht zu vergessen – die Mode des Genderismus.“

Und er schließt: „Franz Josef Strauß würde der CDU empfehlen, in Gesprächen mit der AfD zu sondieren, ob sich nicht mit ihr eine Politik für Deutschland machen ließe, hinter der ihre jetzigen und auch ihre früheren Stammwähler stehen. Vor allem würde ihr der Vollblutpolitiker Franz Josef Strauß zurufen: Laßt euch nicht am Nasenring durch die Manege führen.“

600 pixels wide image

Unglaublich: Nur noch fünf Prozentpunkte trennen die AfD als inzwischen zweitstärkste Partei im Bund von CDU und CSU!

Sinnbildlich für das ganze Ampeldesaster steht die grüne Außenministerin Annalena Baerbock: Als sie mit dem fluguntauglichen Regierungsflugzeug in Abu Dhabi strandete, gab sie das Amt und das ganze Land der Lächerlichkeit preis. Den Spott der gesamten Welt gab es gratis obendrein.

600 pixels wide image

JF-Meldung zum Pannenflug der grünen Außenministerin Baerbock: 160 Tonnen Kerosin abgelassen, weil der Regierungsflieger defekt war

Die Unfähigkeit eine funktionierende Flugbereitschaft zu unterhalten steht stellvertretend für einen heruntergewirtschafteten, dysfunktionalen Staat, der Milliarden für eine total aus dem Ruder laufende Migrationspolitik, eine irrwitzige Klimapolitik und zahllose ideologische Orchideenprojekte aus dem Fenster wirft – jedoch die Kernbereiche des Landes vor die Hunde gehen läßt.

Vor diesem Hintergrund sind die massiven Zuwächse der AfD in den Umfragen ganz einfach zu verstehen. Nur so wird auch nachvollziehbar, weshalb die Wut unter den Bürgern stetig zunimmt und sie die Belehrungen und permanente Bevormundung von oben herab immer mehr satt haben. Einfach satt!

600 pixels wide image

Feinderklärung an die AfD: Die JF berichtet über die skandalöse Rede von Bundespräsident Steinmeier in Herrenchiemsee vergangene Woche 

In dieser kritischen Lage mit einer wachsenden Polarisierung könnte der höchste Repräsentant des Staates eine vermittelnde Rolle einnehmen. Wogen glätten. Das Land zusammenführen. An Patriotismus und Solidarität appellieren und Aufbruchsgeist vermitteln. Doch unser Bundespräsident macht das Gegenteil.

Steinmeiers Skandal-Rede von Herrenchiemsee
Die jüngste Rede wäre für ihn eine Chance gewesen. Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat sie vertan. Das Gedenken an 75 Jahre Verfassungskonvent in Herrenchiemsee hätte Anlaß sein können, Gräben des Parteienstreits zuzuschütten. An den Entwürfen des Grundgesetzes wirkten Juristen und Politiker von Links bis Rechts mit. Es herrschte 1948 ein antitotalitärer, kein antifaschistischer Grundkonsens.

Steinmeier betonte, das Grundgesetz ertrüge „harte und härteste Auseinandersetzung“, und fügte hinzu: „Verfassungsfeinde jedoch kann die Verfassung nicht integrieren.“ Ist er vielleicht selbst ein Gegenbeispiel?

600 pixels wide image

Der linksradikale Student Frank Walter Steinmeier (Foto vermutlich Ende der 70er Jahre) war Mitglied der linken Gruppe „Kritischen Juristen“. So kam er wohl zu einer von der DDR finanzierten und vom Verfassungsschutz beobachteten Zeitschrift

Steinmeier hätte nachdenkliche autobiographische Überlegungen einflechten können. Warum erwähnt er nicht seine Arbeit Anfang der 80er Jahre als Redakteur für die zu dieser Zeit vom Verfassungsschutz beobachteten und von der DDR finanzierten Zeitschrift Demokratie und Recht?

Warum kommt er nicht auf Lebensläufe zahlreicher Ex-Mitglieder kommunistischer und linksextremer Gruppen zu sprechen, die mit ihm im Kabinett Schröder ministrabel wurden? Beispiel: Joschka Fischer, Jürgen Trittin oder als grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Warum erwähnt er nicht, daß er irrte, als er 1990 schrieb: „Es führt keine demokratische Brücke von der Verfassung der BRD zur Verfassung des neuen Deutschland“. Damals bedauerte Steinmeier den Untergang der DDR.

600 pixels wide image

Aktueller JF-Titel macht die Frage der politischen Neutralität des Staates zum Thema: Sind wir auf dem Marsch in eine „Antifaschistische Republik Deutschland“? 

Steinmeier hätte die Kontinuität einer explizit auf der Linken bis tief in die SPD (und später die Grünen) kultivierten Feindschaft gegenüber dem Staat und der Ordnung des Grundgesetzes in Erinnerung rufen können.

Stattdessen mündete seine Rede in eine unverhohlene Feinderklärung Richtung AfD, die er zwar nicht beim Namen nannte, aber unzweifelhaft meinte, als er forderte „robust und wehrhaft schon im Alltag“ und mit „kämpferischem Widerspruch“ Freiheitsfeinden entgegenzutreten.

Mit diesen Worten hätte Steinmeier die linksextreme Antifa thematisieren können, die beispielsweise in Hessen Listen mit den Privatanschriften aller AfD-Landtagskandidaten veröffentlicht hat und dazu aufruft, diesen „auf militante Weise“ zu „begegnen“ und „ihnen das Leben zur Hölle zu machen“. Stattdessen rückte Steinmeier die Wahl der AfD verbal in die Nähe einer Straftat, wenn er meint, kein Wähler könne sich „auf mildernde Umstände herausreden, wenn er sehenden Auges politische Kräfte stärkt, die zur Verrohung unserer Gesellschaft und zur Aushöhlung der freiheitlichen Demokratie beitragen“.

Intention der Schöpfer des Grundgesetzes war es übrigens, den Bundespräsidenten im Gegensatz zu Weimar dem Parteienstreit zu entziehen – indem er nicht direkt durch das Volk in einem polarisierenden Wahlkampf ins Amt gelangt. Er soll überparteilich für Ausgleich sorgen. Steinmeier macht das Gegenteil. Statt zu versöhnen, spaltet er.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dieter Stein

>>> Namentlich gekennzeichnete Beiträge werden von den Autoren selbst verantwortet und geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. <<<

noch kein Kommentar vorhanden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert